Donnerstag, 21. November 2013

An den Mann gebracht: Der Naturbursche

Meine lieben Leser, in diesem Falle vor allem die männlichen,

Bevor ihr diesen Teil meiner neuen Kolumne "An den Mann gebracht" lest, bitte behaltet stets im Hinterkopf: Der Artikel trieft nur so vor Ironie und ist vollgepackt mit Stereotypen und somit keinesfalls ernst zu nehmen oder als Angriff gegen irgend jemanden zu verstehen. Betrachtet ihn mit einem Augenzwinkern, so wie ich es beim Schreiben auch getan habe (was übrigens auch für den Bart-Artikel gilt, welchen ich hier vor einigen Wochen gepostet habe). Denn auch wenn ich hier kritisch über Männermode und - outfits schreibe, bin ich als reflektierter Mensch natürlich der Meinung, dass das Äußere nur einTeil des Menschen und alles was sich dahinter verbirgt, eigentlich viel wichtiger ist.Und das nächste Mal gibt es dann endlich auch mal ein Loblied auf ein bestimmtes Männeroutfit!

Doch ich liebe halt Ironie und sartirisches Schreiben und das geht nun einmal nicht ganz ohne das Aufgreifen von Klischees und bissigen Gedankengängen. Somit: Viel Spaß beim Lesen (mit Augenzwinkern)!

Eure 
Miss Cathy 

PS: Ich bin zwar Großstädterin, mag aber auch die Natur und mir hat es sowohl in Norwegen als auch in Kanada gefallen;-)
 



Der Naturbursche

Es gibt da diesen einen Männertypus, der mich immer wieder in Staunen versetzt. Ich staune weil er mitten in der deutschen Großstadt so rumläuft, als käme er geradewegs aus dem kanadischen Wald vom Bäume fällen oder von einem skandinavischen See, wo er stundenlang geangelt hat. Dieser Mann trägt es in alle Welt hinaus: Er liebt die Natur und kleidet sich so, dass er zu jeder Zeit komplett mit ihr verschmelzen könnte. Ganz nach dem Motto der Epoche des "Sturm und Drang", in der es ja hauptsächlich um die Naturnachahmung und das Einswerden mit dieser ging. 

So kleidet sich der Naturbursche nicht nur stets funktionell, sondern selbstredend überwiegend auch in den Naturfarben der westlichen Nadelwälder. Von Khakigrün bis Matschbraun - der natürlichen Vielfalt der Schlammfarben sind da keine Grenzen gesetzt. Damit ihr euch ein genaues Bild vor euer inneres Auge rufen könnt, beschreibe ich einmal das komplette Outfit des prototypischen Naturburschen. Seine Schuhe sind natürlich seeeeehr bequem, denn sie müssen allen äußeren Einflüssen standhalten: Wasser, Erde, Schlamm, Laub, Schnecken und auf was man noch so alles auf 40-Kilometer-Wanderungen treten könnte. Farblich sind sie natürlich in einem Braunton gehalten, die Form ist ein Übergang zwischen Turn- und Wanderschuh, sehr praktisch, sehr funktionell. Die Hose des Naturburschen ist ein bisschen bollerig und hört über den Schuhen auf, damit sie beim Holzfällen auf keinen Fall durch den Matsch schleift. Falls das doch einmal passieren sollte, ist es aber auch kein Drama, denn die Farben von Hose und Matsch sind ja identisch. Seinen Oberkörper bedeckt natürlich ein kuscheliges Flanellhemd mit Karomuster, und je nach Wetter wirft er sich noch eine Funktionsjacke von Jack Wolfskin über. Dazu den Rucksack von The North Face oben auf den Rücken geschnallt - schon ist er bereit für den dreiwöchigen Wildcamping-Trip in Norwegen. Wichtig ist da auch eine praktische Frisur (denn Möglichkeiten zum Haare waschen gibt es schließlich nicht), die gerne an Extreme angelehnt ist: Entweder Glatze oder langes Haar, das zu einem Zopf zurück gebunden ist. Dass ein Vollbart sein Gesicht ziert, das steht natürlich außer Frage. 

Und jetzt mal ehrlich Jungs, die ihr euch in dieser Beschreibung wiederfindet: Wenn ihr doch eigentlich in einer Großstadt wohnt, wo es weder Bäume zu fällen gibt, noch Fische zu fangen, oder durch Sümpfe zu marschieren, was führt euch zu diesem Look? Sind es die wildromantischen Fantasien des Einsiedler-Lebens in der schwedischen Blockhütte? Habt ihr einmal zu oft "Into the Wild" geschaut? Wobei ich gestehen muss, diesem Film sogar auch einiges abgewinnen zu können. Oder wollt ihr zu jeder Zeit auch nach Feierabend outfittechnisch dafür gerüstet sein, spontan in die Natur aufbrechen zu können? Denn es könnte ja sein, dass euch gegen 15 Uhr eine Frau anruft, auf die ihr schon seit langem ein Auge geworfen habt. Während ihr auf eurem Bürostuhl sitzt und fleißig auf die Tasten haut, sagt sie: "Ich würde in einer Stunde soooo gern in die Hummelsbütteler Moore fahren. Hast du auch Lust?" Und dann könntet ihr ausnahmslos antworten "Klar, ich hol dich ab", denn ihr seid ja für jedes Wetter gerüstet und habt in eurem The North Face-Rucksack sogar für den Fall der Fälle ein Klappzelt, ein paar Holzscheite für's Lagerfeuer und selbstgebrautes Bier - falls es noch romantisch werden sollte gen Abend. Da wird sich euer Naturmädchen sicher freuen!
 



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