Mittwoch, 14. August 2013

"Bloß keinen Jazz..." - Klaus Musikkolumne Teil 4



Es ist so weit: Endlich wieder eine neue "Bloß keinen Jazz..."-Kolumne und somit der vierte Teil - diesmal über die Punk-Band "Slime" aus Hamburg. Das letzte Mal berichtete mein Vater Klaus über die "Doors" und zu gewinnen gab es ein Buch von Greil Marcus über diese weltbekannte Band. Gewonnen hat dieses Buch Sandra Nitz. Herzlichen Glückwunsch, liebe Sandra!


Slime

Menschen, die Musik hören lesen häufig auch. Menschen, die auf Konzerte gehen, gehen auch manchmal auf eine Buchmesse. Jedes Frühjahr fahre ich nach Leipzig zur Buchmesse, jedes Frühjahr frage ich mich danach: „warum tust du dir diesen Stress immer wieder an?“. 
 
Nachdem ich auch dieses Jahr einige Kilometer über die Buchmesse geschlendert war und Unmengen bedrucktes Papier in den Händen hielt sowie unzählige Schriftsteller gesehen und gehört hatte, brauchte ich einen Sitzplatz, und den fand ich vor dem „Blauen Sofa“ des ZDF und des Deutschlandradios. Gerade wurde irgendein aktuelles Sachbuch vorgestellt, was mich nicht näher interessierte, aber ich hatte ja immerhin meinen Sitzplatz.


Und dort blieb ich gerne sitzen, denn auf der Anzeigentafel wurde die Vorstellung von Daniel Rysers Biografie über die Hamburger Punkband „Slime“ angekündigt, und das schöne war, Sänger Dirk Jora und Gitarrist Christian Mevs waren auch dabei. Die Biografie hatte ich gerade gelesen und rezensiert und hörte nun mit Genuss die an dieser Stelle, im Leipziger Kulturtempel, doch ungewöhnlichen Bemerkungen über Punk, Politik und den FC St. Pauli. 


"Slime", gegründet 1979 in Hamburg, aufgelöst 1994, neu gegründet 2009, ist eine der härtesten, politischsten und erfolgreichsten Punkbands Deutschlands. Lieder wie "Bullenschweine" oder "Deutschland muss sterben" waren nicht nur erfolgreich, sondern auch regelmäßig verboten. Daniel Ryser, der vorher über eine gänzlich andere Band, "Yello", geschrieben hat, lässt in der Biografie nicht nur alle Mitglieder der Band zu Wort kommen, sondern auch viele ihrer Bewunderer wie Campino, Rocko Schamoni, oder Jan Delay. 


Neben der Musik spielen die politischen Aktivitäten der Band (Kampf gegen Neonazis und AKWs, Hausbesetzungen, die Hamburger Hafenstrasse) und natürlich das Engagement für den FC St. Pauli eine durchgehende Rolle in diesem Buch und diese Themen wurden dann auch auf dem „Blauen Sofa“ angeschnitten, so dass es für mich die interessanteste halbe Stunde auf der Buchmesse war. Aber was ist ein Buch über die Band gegen die Musik von „Slime“. Leider war eine musikalische Untermalung an diesem Nachmittag nicht möglich, aber natürlich war auch die neue CD „Sich fügen heißt lügen“ ein Thema.    


Youtube-Video "Sich fügen heißt lügen"


So ungewöhnlich die Vertonung von Texten des anarchistischen von den Nazis ermordeten Dichters Erich Mühsam auch sein mag, hier funktioniert es und mancher Text  wie „Sich Fügen Heißt Lügen“, "Wir Geben Nicht Nach", "Bürgers Alptraum", "Revoluzzer" oder "Zum Kampf“ klingen sehr aktuell. Dazu rocken und punken „Slime“ wie vor 20 Jahren.



Davon überzeugen kann man sich am 22. August. Dann spielen „Slime“ beim HamburgerKultursommer.
 

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