Irgendwann erklärte mir mal eine Kollegin, dass man
Romane nur von Schriftstellern lesen könnte, die älter sind als man selber.
Ähnliches gilt auch für Musik. Doch je älter einer wird, desto schwieriger
lässt sich dies gestalten. Es sei denn, man hört sich nur noch Musik von
verstorbenen Musikern an - keine gute
Lösung.
Aber dass mir dann eine CD eines Milchbubis, einer gerade
dem Kleinkindalter entwachsenen Rotznase wie Jake Bugg gefällt, hat mich dann
doch gewundert. Obwohl, ich erinnere mich, dass mir vor rund 10 Jahren die
erste CD von Joss Stone auch fantastisch gefallen hat, und die war damals
gerade 16 Jahre alt. So gesehen war Jake Bugg bei seiner ersten CD ja schon ein
alter Mann.
Anders als Joss Stone schrieb Jake Bugg alle Songs seiner
ersten CD zusammen mit einem Co-Komponisten selber. Und was für Songs! „Two Fingers“, ein Lied über den saufenden Vater, die TV
glotzende Mutter, und Joints, die draußen geraucht werden, wurde mit Oasis
verglichen. Nicht umsonst sah sich Noel Gallagher gleich als Mentor des
Singer/Songwriters. Obwohl einen Mentor braucht Jake Bugg nicht mehr.
Neben „Two Fingers“ gibt es 14 weitere Stücke, von
denen keines ein Ausfall ist. Eine Mischung aus Folk, Rock und Indie. Da gibt
es den wunderbaren, nur von der Gitarre begleiteten „Country Song“, das
herrliche „Slide“ oder natürlich „Lightning Bolt“. Jake Bugg hat ein Talent für
kleine Geschichten und große Melodie
Viele seiner Songs erinnern mich an die 1960er-Jahre,
manchmal an die Kinks, manchmal an Johnny Cash und natürlich an den jungen Bob
Dylan. Aber bei allen Vergleichen, Jake Bugg ist und bleibt eine eigenständige
Persönlichkeit. Dies beweist er auch auf seiner zweiten 2013 erschienenen
und von Jack Rubin produzierten CD „Shangri La“, ebenfalls ein Album ohne überflüssiges
Füllmaterial, ohne Längen. Einfach gut. So gut, dass auch ältere Herren seine
Songs gerne hören.
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