Meine Oma war wohl in den 60ern das, was wir heute einen
Hipster nennen. Den Trends weit voraus
machte sie als eine der ersten Roller fahrenden Frauen, ohne Helm, dafür aber
mit wehendem Lodenmantel, im kleinen niedersächsischen Provinzstädtchen Uelzen
auf sich aufmerksam. Fuhr sie auf der Straße vorbei, so drehte man sich um. Die
unscheinbaren Herren der Lüneburger Heide sahen ihr hinterher, ihre Münder weit
offen, von ihren Frauen getadelt. Meine Mutter lief jedes Mal rot an, hörte sie
in der Ferne das Knattern des Rollers näher kommen, so war doch ihre
Mutter ganz anders als die ihrer
Schulkameradinnen der heimischen Mädchenschule. Nebst diesem Roller und dem
knallroten Lodenmantel hatte sie
Unmengen von Schmuck im Schrank, meine eitle Oma. Viel Nippes aus Plastik,
wunderschön aber wertlos, doch auch ein paar echte Schätzchen waren dabei. Sie
liebte Gold und schmückte sich gerne damit, mal auffallend, mal dezent. Nun ist
sie leider schon lange Jahre tot, doch ihre Accessoires leben weiter. Kürzlich,
bei einem Besuch meiner Eltern hier bei mir in der
Hansestadt, brachten sie Omas altes Schmuckkästchen mit. Seitdem bin ich stolze
Besitzerin eines 585er Gold-Ringes mit kleinen Brillanten sowie einer langen
goldenen Halskette mit wunderschönem Bernsteinanhänger. Beide trage ich seitdem
täglich, denn trendy ist Silber, doch hip ist Gold.
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