Es ist so weit: Endlich wieder eine neue "Bloß keinen Jazz..."-Kolumne und somit der vierte Teil - diesmal über die Punk-Band "Slime" aus Hamburg. Das letzte Mal berichtete mein Vater Klaus über die "Doors" und zu gewinnen gab es ein Buch von Greil Marcus über diese weltbekannte Band. Gewonnen hat dieses Buch Sandra Nitz. Herzlichen Glückwunsch, liebe Sandra!
Slime
Slime
Menschen, die Musik
hören lesen häufig auch. Menschen, die auf Konzerte gehen, gehen auch manchmal
auf eine Buchmesse. Jedes Frühjahr fahre
ich nach Leipzig zur Buchmesse, jedes Frühjahr frage ich mich danach: „warum
tust du dir diesen Stress immer wieder an?“.
Nachdem ich auch dieses
Jahr einige Kilometer über die Buchmesse geschlendert war und Unmengen bedrucktes Papier in den Händen
hielt sowie unzählige Schriftsteller gesehen und gehört hatte, brauchte ich einen
Sitzplatz, und den fand ich vor dem „Blauen Sofa“ des ZDF und des Deutschlandradios.
Gerade wurde irgendein aktuelles Sachbuch vorgestellt, was mich nicht näher
interessierte, aber ich hatte ja immerhin meinen Sitzplatz.
Und dort blieb ich gerne sitzen, denn auf der
Anzeigentafel wurde die Vorstellung von Daniel Rysers Biografie über die
Hamburger Punkband „Slime“ angekündigt, und das schöne war, Sänger Dirk Jora
und Gitarrist Christian Mevs waren auch dabei. Die Biografie hatte ich gerade
gelesen und rezensiert und hörte nun mit Genuss die an dieser Stelle, im
Leipziger Kulturtempel, doch ungewöhnlichen Bemerkungen über Punk, Politik und den
FC St. Pauli.
"Slime", gegründet 1979 in Hamburg, aufgelöst 1994,
neu gegründet 2009, ist eine der härtesten, politischsten und erfolgreichsten
Punkbands Deutschlands. Lieder wie "Bullenschweine" oder
"Deutschland muss sterben" waren nicht nur erfolgreich, sondern auch
regelmäßig verboten. Daniel Ryser, der vorher über eine gänzlich andere Band,
"Yello", geschrieben hat, lässt in der Biografie nicht nur alle
Mitglieder der Band zu Wort kommen, sondern auch viele ihrer Bewunderer wie
Campino, Rocko Schamoni, oder Jan Delay.
Neben der Musik
spielen die politischen Aktivitäten der Band (Kampf gegen Neonazis und AKWs,
Hausbesetzungen, die Hamburger Hafenstrasse) und natürlich das Engagement für
den FC St. Pauli eine durchgehende Rolle in diesem Buch und diese Themen wurden
dann auch auf dem „Blauen Sofa“ angeschnitten, so dass es für mich die
interessanteste halbe Stunde auf der Buchmesse war. Aber was ist ein Buch
über die Band gegen die Musik von „Slime“. Leider war eine musikalische
Untermalung an diesem Nachmittag nicht möglich, aber natürlich war auch die
neue CD „Sich fügen heißt lügen“ ein Thema.
Youtube-Video "Sich fügen heißt lügen"
So
ungewöhnlich die Vertonung von Texten des anarchistischen von den Nazis
ermordeten Dichters Erich Mühsam auch sein mag, hier funktioniert es und
mancher Text wie „Sich Fügen Heißt
Lügen“, "Wir Geben Nicht Nach", "Bürgers Alptraum",
"Revoluzzer" oder "Zum Kampf“ klingen sehr aktuell. Dazu rocken
und punken „Slime“ wie vor 20 Jahren.
Davon
überzeugen kann man sich am 22. August. Dann spielen „Slime“ beim HamburgerKultursommer.
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