Heute kaum mehr vorstellbar, aber Ende der
70er Jahre traf man sich nachts vor dem Fernseher, um dann gemeinsam eine Fete
zu feiern. Damals lief der Rockpalast. Um 23.00 Uhr ging die Sendung los und hörte dann irgendwann am frühen Morgen
wieder auf.
In diesen
Jahren waren bei den Rockpalast-Konzerten
Musiker und Bands wie Rory Gallagher, Peter Gabriel, Johnny Winter, ZZ Top,
Police, Van Morrison, The Kinks, Gianna Nannini oder The Who live zu sehen und zu hören. Und das so lange, bis man
vor dem Fernseher irgendwo auf dem Fußboden oder wo auch immer einschlief.
Eines der interessantesten Konzerte,
zumindest in meiner Erinnerung, war die 4. Rockpalast-Nacht 1979, denn zwischen der J. Geils Band und Johnny
Winter trat dort die Patti Smith Group auf. Dabei lieferte Patti Smith
sicherlich einen der ungewöhnlichsten und beeindruckendsten Auftritte in der
Geschichte des Rockpalastes ab.
Es war bestimmt nicht die musikalisch beste
Performance, aber man musste einfach zusehen und
zuhören bei diesem seltsamen Auftritt, in dem sich die Lyrikerin und Musikerin
als eine Art Hohepriesterin des Punk und Rock ‘n‘
Roll darstellte. Die Möglichkeit, dass sie zu
dem Zeitpunkt ebenso wie ein großer Teil der
Zuschauer in der Halle oder vor dem Fernseher stimulierende Mittel zu sich
genommen hatte, ist recht wahrscheinlich. Auf „You Tube“ kann man sich hier einen kleinen
Eindruck von diesem Auftritt verschaffen.
Kurz nach diesem Rockpalast-Konzert zog sich
Patti Smith aus dem Rockgeschäft zurück und kam erst wieder 1988 mit ihrer LP
„Dream of Life“ zurück ins Musikgeschäft. Obwohl die „Godmother of Punk“
inzwischen fast 40 Jahre im Geschäft ist, wenn auch mit großen Unterbrechungen,
gibt es von ihr nur 10 Alben, von "Horses" (1975) bis zu
"Banga" (2012).
Einen wunderbaren zusammenfasenden Überblick
bietet die Doppel-CD „Land“ eine Art Greatest Hits Zusammenstellung. Darauf ist
natürlich auch der Party-Kracher „Beause The Night“, ein Song der ihr von Bruce
Springsteen überlassen wurde, aber der erst durch die Version von Patti Smith
richtig gut wurde.
Empfehlen möchte ich noch ihr wunderbares Buch „Just Kids“, in dem die Musikerin, Fotografin, Malerin und
Schriftstellerin ihre Freundschaft mit dem
Fotografen Robert Mapplethorpe im New York Ende der 1960er
Jahre beschreibt, eine Zeit, die 10 Jahre vor
ihrem legendären Rockpalast-Auftritt liegt. Und wer mehr über die musikalischen und
schriftstellerischen Einflüsse, über ihre Songs und Leben erfahren möchte, der
kann auf das Buch von Wolfgang Haberl
„Patti Smith“ zurückgreifen.